BARIG Full Board I/2022: Interessante Einblicke zum Thema Nachhaltigkeit
Beim diesjährigen ersten BARIG Full Board kam die Airline-Community virtuell zusammen, um ein Update zu den aktuellen Entwicklungen in der Luftfahrtbranche zu erhalten. Besprochen wurden unter anderem die Auswirkungen der Pandemie-Situation, die fortschreitende Erholung des Luftverkehrs sowie interessante Erkenntnisse in Sachen Klimaschutzmaßnahmen.
Verschiedene renommierte Unternehmen nahmen ebenfalls an der Online-Veranstaltung teil, um in Gastvorträgen ihre fachlichen Standpunkte zu präsentieren. Die Industrie ist hoch motiviert, sich den Herausforderungen von Fit for 55 zu stellen und nachhaltige Initiativen zu unterstützen. Das übergeordnete Ziel ist es, bis 2050 klimaneutral zu werden.
söp
Dr. Sabine Cofalla sprach in ihrem Vortrag „Alternative Dispute Resolution: Added value for customer satisfaction and retention” über alternative Streitbeilegung und dessen Mehrwert für Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. Sie wies darauf hin, dass Fluggesellschaften, die im Falle von Streitigkeiten für eine Schlichtung offen sind, ein proaktives und positives Signal an ihre Kunden aussenden und damit deren Vertrauen, Zufriedenheit und Bindung stärken. Außerdem ermöglicht die Schlichtung über die söp finanzielle Einsparungen im Vergleich zu anderen Schlichtungsmethoden.
Lufthansa Group Keynote “Climate Protection Measures – What Can Airlines Do?”
Annette Mann, SVP Corporate Responsibility der Lufthansa Group, berichtete über verschiedene Projekte, an denen die Lufthansa Group derzeit arbeitet, um den Klimaschutz zu unterstützen. Neben dem Abfallmanagement stehen Lärm- und CO2-Reduktion um 50% bis 2030 im Fokus.
Round Table “Moving Towards Sustainable Aviation”
Lösungsansätze und Herausforderungen auf dem Weg zum nachhaltigen Luftverkehr wurden diskutiert von: Arnecke Sibeth Dabelstein (Christine Kranich, Salary Partner), Fraport AG (Thomas Schäfer, Head of Environmental Management), Lufthansa Group (Annette Mann, SVP Corporate Responsibility), und SITA (Michael Urbaner, Senior Account Director).
- Frau Kranich verwies auf die Richtlinie zur Energiebesteuerung, die bis zum 01. März 2023 angepasst und umgesetzt werden soll, sowie auf das Gesetz zur Festlegung einer Mindestquote für SAF, das am 01. Oktober 2021 bereits in Kraft trat. Eine Reduzierung der fossilen Brennstoffe um nur 2% bis 2030 im Vergleich zu 2019 wird als unzureichend angesehen. Außerdem ist es nicht fair, sich nur auf das teurere PtL zu fokussieren, wenn es noch weitere effiziente Optionen für SAF gibt.
- Herr Schäfer erläuterte, dass die Fraport AG versucht, ihren Energieverbrauch zu senken, beispielsweise durch die Sanierung der Terminals, die Umstellung der Flotte und der Abfertigungsfahrzeuge auf Elektromotoren und den Bezug von Strom aus Windkraft. Ziel ist es, bis 2045 CO2-neutral zu sein. Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist es, Passagiere und Angestellte zu ermutigen, klimafreundliche Verkehrsmittel zum Flughafen zu nutzen.
- Herr Urbaner sprach über Digitalisierung und wie zum Beispiel Radartechnologie und künstliche Intelligenz dazu beitragen kann, Flugzeugbewegungen auf dem Vorfeld und den Energieverbrauch zu optimieren. Neben KI und automatisierten Passagierprozessen ist Nachhaltigkeit mittlerweile zu einem zentralen Thema geworden. Daher ist es wichtig, das Problem der CO2-Emissionen gemeinsam und branchenübergreifend anzugehen.
- Frau Mann betonte, dass es in der Luftfahrtindustrie viele Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit über verschiedene Bereiche hinweg gibt. Fluggesellschaften können zur Optimierung beitragen, indem sie die Digitalisierung zunehmend in ihre Programme zur Betriebs- und Treibstoffeffizienz integrieren.
Gegen Ende der Gespräche reflektierte BARIG Generalsekretär Michael Hoppe das Thema mit den Worten: „Die Umstellung auf einen klimaneutralen Luftverkehr ist eine große Herausforderung im Hinblick auf Finanzierung und Infrastruktur. Aber die Branche ist bereit und engagiert, gemeinsam Lösungen zu entwickeln und Klimaschutz nachhaltig zu gestalten. Um dieses Ziel effektiv zu erreichen, müssen die Regierungen dazu beitragen, den Wandel zu erleichtern, indem sie die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen und faire Wettbewerbsbedingungen schaffen. Das Wichtigste ist, gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen innerhalb der Branche zu gewährleisten, da wir in einer globalen, internationalen Branche tätig sind. Die derzeitigen Ansätze in Fit for 55, die zu Nachteilen für europäische Luftfahrtunternehmen führen, müssen entsprechend angepasst werden.“